Im Rahmen seiner Gesamtvorstandssitzung diskutierte der Initiativkreis Moers mit IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger das vor wenigen Wochen verabschiedete „Handlungsprogramm Wirtschaft Moers“. Unter Federführung der IHK waren rund ein Jahr lang Vertreter der heimischen Wirtschaft zusammen mit der Verwaltungsspitze der Stadt im Diskurs, um herauszuarbeiten, wie der Wirtschaftsstandort Moers mit Blick auf die gewaltigen Herausforderungen der Zukunft gestärkt und weiterentwickelt werden kann.
Eingangs beleuchtete Dietzfelbinger zunächst die derzeitige Lage der Wirtschaft am Niederrhein. Der aktuelle Konjunkturklimaindex der Niederrheinischen IHK weise einen neuen Tiefpunkt seit Erhebung dieser Daten auf. „Dieser historisch schlechte Wert baut sich seit Monaten kontinuierlich auf“, so Dietzfelbinger. Lieferkettenproblematik, die seit über siebzig Jahren höchste Inflation und die drastischen Energiepreiserhöhungen schwächten sowohl den privaten Konsum wie auch die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft erheblich ab. Das treffe nun erstmals auch mit Wucht die Industriebetriebe des Landes. Da im IHK-Bezirk Duisburg-Wesel-Kleve mehr als zehn Prozent des gesamten Energieverbrauchs Deutschlands anfallen, treffe die derzeitige Krise die heimische Region besonders stark.
Initiativkreis-Vorsitzender Guido Lohmann, der bereits früh im Jahr vor einem deutlichen Rückgang der Wirtschaftsentwicklung gewarnt hatte, sieht die deutsche Wirtschaft „bereits mitten in einer Rezession“. Gemeinsam appellieren IHK und Initiativkreis an die Politik in Bund und Land, so schnell wie möglich eine wirksame und vor allem unbürokratische Gas- und Strompreisbremse zu realisieren. Lohmann: „Das Ganze darf nicht wieder im Sumpf der Bürokratie versacken. Die Unternehmen brauchen ein gewisse Planungssicherheit, um erfolgreich durch die Krise zu gehen.“
Kreishandwerkschef Günter Bode wurde ebenfalls deutlich: „Nicht nur die oft genannten Bäckerei- und Metzgerbetriebe stehen mit dem Rücken an der Wand, es trifft auch mehr und mehr andere Gewerke wie etwa den Metallbau oder die Friseurbetriebe“. Es komme in dieser Situation deshalb auch darauf an, möglichst alle verfügbaren Energiequellen so intensiv wie nur möglich zu erschließen und ideologische Scheuklappen abzulegen.
Intensiv diskutierte der Initiativkreis dann das „Handlungsprogramm Wirtschaft Moers“. Dietzfelbinger und der Initiativkreis hoben übereinstimmend sehr positiv den Gemeinschaftsgeist hervor, der in der Projektarbeit entstanden ist. „Es war zu spüren, dass die Unternehmen zur Stadt Moers stehen und sich aktiv einbringen in die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandortes. Zudem hat auch Bürgermeister Fleischhauer die Unterstützung der Verwaltung bei der Realisierung der Projekte zugesichert“ erläuterte Dietzfelbinger.
„Jetzt geht es auf beiden Seiten darum, den Worten Taten folgen zu lassen“ forderte Vorstandsmitglied Elmar Welling in der intensiven Diskussion. Deswegen plädiert der Gesamtvorstand des Initiativkreises auch dafür, den Bereich Wirtschaft nicht wie bislang einfach nur an den Bauausschuss anzugliedern, sondern als eigenen Ausschuss des Rates zu etablieren. Während etwa der Sportausschuss oder der Kulturausschuss in der Öffentlichkeit deutlich wahrgenommen würden, sei das zur Sicherung der Leistungsfähigkeit der Stadt Moers zentrale Thema Wirtschaft eindeutig unterrepräsentiert. IHK-Hauptgeschäftsführer Dietzfelbinger verwies in diesem Kontext auf das vor Jahren in der Stadt Duisburg ebenfalls von der IHK angestoßene Handlungsprogramm Wirtschaft, aus dem als ein Resultat letztlich sogar die Schaffung eines eigenständigen Wirtschaftsdezernates hervorgegangen ist. In diese Richtung denkt auch der Initiativkreis. Wenn Moers sich als Wirtschaftsstandort ernsthaft weiterentwickeln und dauerhaft durch höhere Gewerbesteuereinnahmen auch den eigenen Handlungsspielraum erweitern wolle, dann erfordere dies am Ende auch eine klare personelle Stärkung des Verwaltungsvorstandes durch ein eigenes Dezernat.
Noch in diesem Jahr strebt die IHK erste Vertiefungsgespräche auf Basis des Handlungsprogramms Wirtschaft mit der Moerser Politik an. „Ohne einen engen Schulterschluss von Politik, Verwaltung und Wirtschaft kommen wir nicht voran. Den Wirtschaftsstandort Moers zu entwicklen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe, für die wir Mut und Entschlossenheit brauchen“ fasste Lohmann die über zweistündige Diskussion zusammen.